Projekt

Material ist Klang
Die Welt ist Klang

Joachim Ernst Berendt: Nada Brahma – Die Welt ist Klang
Videoportrait – Essenz
Sky and Earth, Florian Felix Koch, Jana Schütze

Mein Interesse an den Klängen ist der Materialklang wie z.B. Steine, Hölzer, Metalle, Häute. Die Instrumente sind keine gebauten Instrumente, sondern Fundstücke mit der Eigenschaft zu klingen, nicht manipuliertes Material, dass durch ein Gummiauflager schwingen kann. Die Präzens des Klanges liegt einerseits in der Eigenart des anderen Klangspektrums als z.B. gegenüber einem Streichinstrument oder einer Trompete, anderseits in der Verbindung des Klangs zum Raum. Der architektonische Raum ist der Resonanzraum der Materialschwingung, während z.B. bei einer Geige der Resonanzraum der Geigenkorpus ist und dieser mit dem Raum in Resonanz steht. Die Unmittelbarkeit dieser Situation ist ebenfalls in der Art und Weise des Spielens auf den Materialien zu spüren , der Schlag auf das Material ist ebenso unmanipuliert wie das Material selbst. Dieser direkte authentische Zugang ist ebenfalls in den Bildern zu sehen, die während einer Klang- Performance entstehen. Der Klang des Pinsels auf der Leinwand ist ebenso wichtig wie das Aufstreichen der Farbe auf die Leinwand als visuelles Erlebnis. Klang und Bilderzeugung entstehen hier zusammen in einem Moment, sie haben den gleichen Ursprung einer Energie, die notwendig ist beides entstehen zu lassen.

Die in der Performance entstandenen Bilder dienen später als Auslöser für neue Bilder im Atelier. Die Zeichnung auf der Schieferplatte wird in einem Linolschnitt übertragen, diese wird in einer Frottage abgerieben und gedruckt. Diese Übersetzungsprozesse in verschiedene grafische Techniken ist ähnlich der Übersetzung eines Rhythmus in die Beine einer Tänzerin. Der Impuls der Ursprungsenergie wird verschiedenartig ausgebildet und kann so vielfältig erlebt werden.

Was ist die Ursprungsenergie, was löst in einem Moment ein bestimmtes Handeln aus ? Was ist vor dem Schlag auf das Material da, was vor dem Luftstrom, der in die Trompete führt, was vor dem Auslösen der Taste für ein elektronisches Instrument? Wer handelt in dem Moment mit welchem sichtbaren und hörbaren Ergebnis? Gibt es aus dem Klang heraus einen Rückschluss auf die auslösende Energie? Kann das Ergebnis daraus wieder zurückgeführt werden in einen neuen Auslöser?

Wenn Du auslöschst Sinn und Ton,
was hörst du dann?

Zen – Koan

Die Pause/Stille in einem Rhythmus zwischen den Schlägen schafft erst den Rhythmus. Das Zusammensein von Tun und Nichtstun ist ein wesentliches Element in dem Zusammen musizieren, Zusammen reden, Zusammen gehen, Zusammen sein. In diesem Sinn kann eine Performance, nur durch die spezifische Gruppe von Leuten entstehen, die sich getroffen haben, um nichts anders zu Tun als zu spielen. Sie spielen das Spielen, weil sie nicht mehr jung sind und versuchen sich dadurch an die Zeit zu erinnern wie sie nur gespielt haben.

Im Sinne von Pippi Langstrumpf: „Das habe ich noch nie versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“ Das Spielen in der intuitiven Musik, wie ich es mit einigen Musikern erlebt habe ist eine sehr gute Möglichkeit sich den Fragen zu nähern. Es ist eine Möglichkeit in dieser Welt zu sein, ohne einem bestimmten Programm oder Ideologie zu folgen. Es ist die Möglichkeit sich auf den Weg zu machen, um verbindlich für uns und andere zu sein. Das Material als Klangmaterial oder auch Baumaterial ist auf diesem Weg ein hilfreicher Begleiter den Punkt zu definieren an dem wir sind.

André Füsser
August 2020

Essenz Behind the Scenes
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